US-Präsident Barack Obama kommt nach Berlin. Treffen wird er den Bundespräsidenten und die Bundeskanzlerin. Der SPD-Kanzlerkandidat „buhlt“ noch um einen Termin. Oder nicht?
Schon die Bekanntgabe der Rede war ein kleines Politikum. „Auf
Einladung von Bundeskanzlerin Merkel“, so stand es in der Pressemitteilung des
Weißen Hauses, werde US-Präsident Barack Obama am 19. Juni vor dem
Brandenburger Tor sprechen. Auf wessen Einladung auch sonst? Des
Bundespräsidenten? Des Oberbürgermeisters? Das würde nicht den Gepflogenheiten
entsprechen.
Laut Medienberichten hatte die deutsche Seite auf diesen Passus
bestanden. Im Gegenzug könne das Weiße Haus den Zeitpunkt der Bekanntgabe
bestimmen, hieß es. Unterm Strich also ein Kommunikationsdeal der eines zeigt:
Angela Merkel möchte die Wirrungen und Verstimmungen aus dem amerikanischen
Wahljahr 2008, im deutschen Wahljahr 2013 endgültig ad acta legen. Damals hätte
Präsidentschaftskandidat Obama gerne vor dem Brandenburger Tor gesprochen. Eine
Bühne die ausschließlich Präsidenten vorbehalten sei, ließ Merkel damals
übermitteln.
Seitdem ist Obama nicht mehr nach Berlin gekommen. Kurz vor dem
Abschied seines Botschafters, Philip D. Murphy, kehrt Obama nun in die vereinte
Hauptstadt zurück. Merkel ist die große Bühne für Obama nur Recht. Hat der
mächtigste Mann der Welt einen großen Auftritt vor heimischer Kulisse, so färbt
auch auf sie ein wenig Glanz ab. Selbst dann, wenn der Glanz Obamas in fünf
Jahren an Stärke verloren hat. Denn selbstverständlich wird Merkel Obama
treffen. Mit anschließender Pressekonferenz. So ist es üblich.
Ein Treffen wird es auch zwischen Obama und Bundespräsident Gauck
geben. Atmosphärisch werden die Bilder aus dem Schloss Bellevue wohl noch
gelungener, als die aus dem Kanzleramt. Aber das spielt keine Rolle. Gauck will
am 22. September nicht zum Bundeskanzler gewählt werden. Peer Steinbrück
hingegen schon.
Die Kampagne Steinbrück, um Kommunikationschef Rolf Kleine und
Genossen-„Chefdiplomat“ Achim Post,
steht damit einer großen Herausforderung gegenüber. Schaffen sie es, ein
knappes Treffen mit Obama zu arrangieren, und sei es nur ein Handschlag und ein
30sekündiges Gespräch am Rande - die Kameras werden es einfangen. In den Abendnachrichten
wären Merkel als auch Steinbrück mit Obama zu sehen. Für die Zuschauer bedürfte
es keiner eigenen Vorstellungskraft: Die Bilder wären eine Momentaufnahme des
potentiellen Bundeskanzlers Steinbrück.
Im Bericht aus Berlin wurde Steinbrück nun kürzlich gefragt, ob er
Obama treffen und sprechen werde. Er reagierte nüchtern. Die Gespräche dazu
liefen derzeit auf Arbeitsebene. „Wenig hilfreich“, schob er dann noch nach,
finde er aber Presseberichte die besagten, „Steinbrück buhlt um einen Termin“.
Ihm war anzusehen, dass er das mit einer Anbiederung gleichsetzen würde, die er
nicht für nötig hält. Auch nicht gegenüber einem US-Präsidenten. Er war
immerhin Finanzminister dieser Republik. Ganz richtig.
In der Konsequenz für Steinbrück aber doch ganz falsch. Denn
bleibt es bei Obamas bisheriger Planung für Berlin, wird es ein Tag der
staatstragenden Bilder für Bundeskanzlerin Angela Merkel. Obama und Merkel
werden sich überwiegend gegenseitig loben, sie werden gemeinsam lächeln und lachen.
Alles vor laufenden Kameras. „Wenig hilfreich“ für Steinbrück.
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Nachtrag - 12:30 Uhr (Freitag, 14.06.2013)
Steinbrück wird Obama treffen. Die Kluft in der staatsmännischen Wahrnehmung zwischen Kandidat und Kanzlerin schließt sich damit für einen Tag. Immerhin.
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Nachtrag - 12:30 Uhr (Freitag, 14.06.2013)
Steinbrück wird Obama treffen. Die Kluft in der staatsmännischen Wahrnehmung zwischen Kandidat und Kanzlerin schließt sich damit für einen Tag. Immerhin.
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